Alphorn-Ensemble Zella-Mehlis, Thomas Darr, Regenberg-Duo, Musik

Vor dem ersten Ton erklingt erst einmal die Motorsäge

Wenn man im kalten Monat Dezember auf einen Mann trifft, der an einem steilen Hang einen wild gewachsenen etwas krummen Ahornbaum fällt, dann kann es sein, dass es sich um einen Alphornspieler handelt. So einer ist Thomas Darr. Aus dem Baum stellt er dann in seinem Garten am Regenberg ab März nächsten Jahres bis zum Sommer ein solches fremdländisch anmutendes Blasinstrument her, das stolze 4,80 m misst. Seit 2004 hat er das schon drei Mal gemacht, auch wenn sein erstes 2,50 m langes Alphorn mehr ein Versuchsmodell gewesen ist.

 

Was aber bringt einen ausgebildeten Musiker dazu, solch ein unhandliches Alphorn zu spielen und sich sogar das Instrument selbst zu bauen? „Mich hat dieses Instrument mit seinem besonderen, ja fast meditativen Klang schon immer beeindruckt.“

 

Musikprobe im heimischen GartenHerr Darr bei seinem ersten KonzertMusikprobe im heimischen Garten

 

Thomas Darr, Musiklehrer für Blechblasinstrumente und vom Naturell aus neugierig, begann mit der Suche. „Man schaut dann schon mal beim Waldspaziergang nach einem passendem Stamm.“ Nach einem halben Jahr war der Ahornbaum mit der notwendigen Krümmung für ein Alphorn gefunden.

 

Aufwändiger hingegen ist die Herstellung des Instruments. Dass ein klassischer Musiker nicht zwangsläufig zwei linke Hände fürs Praktische haben muss, dafür ist Thomas Darr ein Beispiel. Er hat es auf DVD genau dokumentiert. Man sieht ihn, wie er den Baumstamm mit der Motorsäge und Hobeln in die Form des Instruments bringt. Danach ist in der Tischlerei an der Bandsäge sehr viel Genauigkeit gefragt, denn der 4,80 m lange „Rohling“ muss genau in der Mitte durchgetrennt werden. Und wieder greift der Instrumentenbauer in seinem Garten dann zur kraftvollen Motorsäge. Er höhlt mit diesem klobigen Werkzeug mit viel Zartgefühl die beiden Seiten mit ganz spezieller „Scheibchentechnik“ aus. Nur sieben Millimeter dürfen stehen bleiben, denn das ist die Wandstärke der beiden Seiten des Alphorns. Eine ruhige Hand muss man dabei haben, denn: „Ein einziger Patzer, und alles ist nur noch Brennholz. Es muss nur dann fix gehen, wenn beide Seiten ganz passgenau wieder zusammen geleimt werden. Jede Unebenheit im Innern des Alphorns erzeugt falsche Töne. Man hat danach keine Möglichkeit mehr, diese Unebenheit zu beseitigen“, so die Erläuterungen des Alphornbauers. Aber dann, wenn die Motorsäge Ruhe hat wird es spannend wie beim Stapellauf eines Schiffes: Der erste Ton wird dem neuen Instrument entlockt und man sieht, ob das Werk gelungen ist!

 

Alphorn wird von außen geschliffen und geglättetAlphorn wird von außen geschliffen und geglättet

 

Aber die Geschichte geht noch weiter. Nach den ersten erfolgreichen Selbstversuchen am Mammutrohr folgte der Bau von Alphorn Nummer zwei. Das soll Sebastian blasen und muss für ein Duett haargenau so gestimmt sein wie das erste Exemplar. Eigentlich ist das fast ein Unding, denn man weiß immer erst am Ende, ob es gelingt. Aber auch das klappt. Irgendwann im heimischen Garten wird dann das Regenberg-Duo aus der Taufe gehoben. Das alles begeisterte auch Sohn Sebastian Darr, der zwar kein begabter Handwerker, wohl aber ein guter Musiker ist. Er hat ebenfalls Posaune bei seinem Vater spielen gelernt.

 

Die Musikanten studierten die traditionelle Alphorn-Literatur aus den Alpenländern ein. Aber Vater Thomas schrieb auch eigene Stücke, die zur Thüringer Heimat passen, wie der „Thüringenland-Choral“ oder das „Regenbergecho“.

 

„Das Alphorn verfügt nur über 12 Töne, so dass keine Standartliteratur gespielt werden kann“, erläutert der Musiker. Den bei ihren Auftritten im Rennsteiggarten, zu Volksfesten oder auf den Berghütten der Umgebung oft geäußerten Wunsch nach dem „Rennsteiglied“, können sie aus diesem Grund auch nicht erfüllen. Aber Thomas Darr schrieb speziell für das Alphornduo Arrangements bekannter Melodien, wie beispielsweise auch für das letzte Lied, das Herbert Roth geschrieben hatte, „Berge der Heimat“. Er wagte sich aber auch an moderne Alphorn-Arrangements von „Glenn Miller“ oder „Boney-M“. Diese sind zur Attraktion in dem rund einstündigen Programm des „Regenberg-Duo“ geworden.

 

Herr Darr und ein Bekannter spielen Alphorn15. Oktober - Herr Darr und Sohn geben ihr erstes Konzert

 

Und wenn alle Träume der Musikantenfamilie Darr reifen, kann das „Regenberg-Duo“ bald mit noch einer Attraktion aufwarten: „Vielleicht sind wir schon 2009 das „Regenberg-Trio“, denn mein zwölfjähriger Sohn Hermann, der Saxofon und Tenorhorn lernt, zeigt ebenfalls Interesse mitzumachen. „Das Alphorn, das ich als nächstes baue, ist nämlich für ihn bestimmt. Und wenn er es beherrscht und mitspielen kann, dann wäre er der jüngste Alphornspieler Thüringens“, verrät der vielseitig und handwerklich begabte Musiker auch mit berechtigtem Stolz als Vater musikalischer Kinder.

 

 

© BCS e. V.